SUNSET OVER HOLLYWOOD Film Produktionsnotizen

Vitalität, Poesie und Leidenschaft

PRODUKTIONSNOTIZEN VON ULI GAULKE

Den Anstoß zu SUNSET OVER HOLLYWOOD gab ein Artikel meines Co-Autors Marc Pitzke über dieses „Altersheim von Hollywood“. Mich faszinierte der Gedanke, dass es einen Ort in Los Angeles gibt, wo das alte Hollywood noch lebendig zu sein schien, wo man sich über die Erinnerungen an ein arbeitsreiches Leben in der Traumfabrik austauschte und wo auch weiterhin Filme entstanden. Ich war gespannt darauf, einen Blick aus der Perspektive jener zu bekommen, die selten im Rampenlicht standen und dennoch das Rückgrat des Showbiz bildeten. Viele von ihnen kannten die großen Stars des alten Hollywoods persönlich und arbeiteten an den Filmklassikern mit, die jeder von uns kennt. So war es möglich, aus einer etwas anderen Perspektive noch einmal auf die goldene Ära Hollywoods zurückzuschauen.

Motivation und Entwicklung

Nach meinem Film COMRADES IN DREAMS über die Kinomacher sollten nun die Filmschaffenden und ihre Geschichten zum Thema werden. Als ich vor Ort am legendären Mulholland Drive dann auf die zum teil hochbetagten Bewohner traf, war schnell klar, dass das Motion Picture and Television House nicht einfach nur ein Altersheim war, wo man sich der guten alten Zeit erinnerte. Es war vielmehr ein Ort, wo gedreht, geschrieben gespielt und geschnitten wurde, wo es ein Filmstudio gab, ein Kino und eine Drehbuchklasse.

Diese ungebremste Lust am Kreieren und Machen, das ständige Reflektieren von Filmgeschichten im Wechselspiel mit den persönlichen Erinnerungen faszinierte mich und zog mich in seinen Bann. Es ging mir darum zu zeigen, wie man auf der Zielgerade des Lebens noch seine Träume realisieren kann, wie man Bilanz zieht und sein Leben hinterfragt und welche Themen dabei relevant sind. Die Vitalität, Poesie und Leidenschaft, mit der sie das tun, welche Erinnerungen dabei an ihre Zeit im alten Hollywood wieder aufleben, davon wollte ich in diesem Film erzählen.

Einen Film im Herzen der amerikanischen Filmindustrie zu drehen, war für mich eine faszinierende und sehr emotionale Erfahrung. Als ich über den Stoff nachzudenken begann, wurden plötzlich all die Erinnerungen an die grossen Hollywood-Filme wieder präsent. Und als ich dann ins Altersheim kam, um mit den Bewohnern über ihre Arbeit und ihr Leben zu sprechen, war schnell klar, dass etliche von ihnen an diesen Filmen mitgearbeitet hatten. Sie hatten den Blick aus der zweiten Reihe, die etwas andere Perspektive auf Stars und Sternchen.

Entwicklung

Nachdem es eine Weile gedauert hatte, um das nötige Vertrauen aufzubauen und die Leitung des Altenheims davon zu überzeugen, dort einen Film zu realisieren, begannen wir im Frühjahr 2016 mit den Dreharbeiten, die sich dann in mehren Etappen über ein Jahr erstreckten.

Wir fanden schnell einen sehr persönlichen Zugang zu den Bewohnern, und sie waren bereit, von sich und ihren Erinnerungen zu berichten. Sie taten das als gute
Geschichtenerzähler mit lebenslanger Erfahrung im Filmbusiness. Als verbindendes Element hatten wir uns vorgestellt, eine Filmproduktion einer Gruppe von Bewohnern des Altenheims von der ersten Idee bis zum fertigen Film zu begleiten und dabei die Geschichten der Macher zu erzählen.

Einmal wöchentlich traf sich eine Gruppe, die sich dem Schreiben widmete. Hier entstanden Drehbücher, Memoiren, Gedichte, hier wurde sehr intensiv über das eigene Leben reflektiert. Die Teilnehmer der Runde waren charismatische Persönlichkeiten, und es wurde sehr emotional, wenn sie über die Ergebnisse ihrer Arbeiten diskutierten. Oft flossen Tränen, es wurde viel gelacht, es gab Beifall, und ich spürte sofort eine große Empathie und Nähe zu den Teilnehmern der Runde.

Casablanca und Santa Claus

Irgendwann stand die Idee im Raum, über das Ende des Filmklassikers „Casablanca“ nachzudenken und zu schauen, was 50 Jahre später aus Rick und Ilsa geworden sein könnte: Einer der größten Liebesfilme aller Zeiten, der alles in sich trug, was zum Nachdenken über die großen Themen des Lebens geeignet erschien.

Und gleichzeitig gab es noch ein zweites Projekt, Jerrys Film über Santa Claus, der so gar nichts mit „Casablanca“ zu tun hatte. Jerry kam mir vor wie mein Alter Ego, etwas verrückt, passioniert und voller Charme. Mit ihm zu drehen, war ein großes Vergnügen. Sein Witz, seine Anekdoten und sein permanentes Machen haben mich stets auf Neue fasziniert und motiviert. Jerry verkörpert für mich den Typ, der bis zum letzten Atemzug kreativ ist und andere mit seinem Enthusiasmus mitreißen kann.

Weil beide Projekte jeweils auf ihre eigene Art spannend waren, entschied ich mich dafür, beide Vorhaben filmisch zu begleiten. „Casablanca“ regte meine Protagonisten dazu an, über sich und das Leben nachzudenken, während Jerrys „Santa Claus“ die ungebremste Lust am Filmemachen zelebrierte. Somit hatte ich am Ende eine Mischung aus Reflektieren und Kreieren und einen großen Resonanzraum für die Themen, die mir interessant erschienen und ein Abbild dessen waren, was diesen Ruhesitz so einzigartig machte.

Fiktion und Wirklichkeit

Ich hatte lange Zeit gehofft, dass aus den vielen überraschenden Ideen der Gruppe zum Casablanca-Thema ein Kurzfilm entstehen würde. Gerade die Drehbuchversion von Joel Rogosin erschien mir sehr geeignet dafür zu sein, verfilmt zu werden. Aber als es sich abzeichnete, dass aus der Gruppe heraus kein solcher Kurzfilm produziert werden würde, machte das nichts, im Gegenteil: Das Eintauchen in die persönlichen Geschichten erschien mir irgendwann viel spannender.

Es war faszinierend für mich zu erleben, wie die realen Liebesgeschichten von Tony und Madie oder Joel und Deborah am Ende zur eigentlichen Fortsetzung des Filmklassikers wurden. Wenn Joel versucht, Deborah zu küssen, auch wenn das auf Grund körperlicher Gebrechen mehr als schwierig war, dann ist das ein Moment, der genauso einzigartig und berührend ist wie jener in „Casablanca“, wenn Rick Ilsa küsst und ihr dabei in die Augen schaut.

Und wenn dann kurz vor Schluss Jerry zu seiner Premiere ins hauseigene Kinotheater einlädt und die Bewohner des Alterssitzes voller Neugier und Begeisterung seinem neuen Werk folgen, dann schlägt „Sunset Over Hollywood“ den Bogen von der Erinnerung ins Jetzt, wo man zwar alt und gebrechlich sein mag, aber nicht müde ist, seine Träume zu leben, bis zum letzten Atemzug.
Carpe Diem!

„Sunset Over Hollywood“ ist mein Tribut an die Generation des alten Hollywood und die niemals endende Lust aufs Geschichtenerzählen. Der Film beschreibt auf emotionale Weise mein Nachdenken über all das, was mir wichtig ist: die Kreativität, die Liebe, das Filme machen, die Familie, was aus meinen Kindern wird und wie man es schafft, dem Leben einen Sinn zu geben.

Die Bewohner des Altenheims von Hollywood sind auf der Zielgerade des Lebens angelangt und haben nur noch wenig Zeit, Bilanz zu ziehen, Träume zu realisieren und sich neu zu verlieben. All das tun sie auf eine wundervolle Art und zeigen uns, wie das möglich ist: Sich immer wieder neu zu hinterfragen, Dinge auszuprobieren, neue Wege zu beschreiten und wach zu sein für all das, was das Leben zu bieten hat. Unser Film will diese Einstellung hinaus in die Welt tragen und dazu anregen, das eigene Leben bis zum letzten Atemzug und in vollen Zügen zu genießen!

»Der Film zeichnet sich durch einen Ton aus, der Lebensweisheit und Kunstwahn in schönem Umfeld feiert, ohne Konflikte auszublenden.«
EPD FILM
SUNSET OVER HOLLYWOOD Film Kinofinder
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SUNSET OVER HOLLYWOOD
Ein Film von Uli Gaulke
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